Geschichte
Gewinnen Sie Einblick in die 178-jährige Geschichte von Diaconis
Ein Leben im Dienst der Mitmenschen
Diaconis geht auf das im Jahr 1844 von der Patriziertochter Sophie von Wurstemberger gegründete Krankenasyl zurück. Die 1809 geborene Sophie machte bereits in jungen Jahren Krankenbesuche. Was sie brauchte, um die materielle Not anderer zu lindern, sparte sie sich vom Mund ab. 1836 erfolgte der erste Schritt von der Einzel- zur Vereinsinitiative: Auf Sophies Anregung schloss sich ein Kreis von gleichgesinnten jungen Frauen zu einem «Krankenverein» zusammen. Dessen Mitglieder verpflichteten sich zu regelmässigen Besuchen in dem ihnen zugeteilten Quartier. Dabei sollte für Seele und Leib gleichermassen gesorgt und im Notfall tatkräftig Hilfe geleistet werden. Ein Mahlzeitendienst wurde eingerichtet. Die Vereinsmitglieder trafen sich vierzehntäglich nach dem Sonntagsgottesdienst zum gemeinsamen Gebet, Erfahrungsaustausch und zur Beratung organisatorischer Fragen.
1844 eröffnet der von Sophie von Wurstemberger gegründete Krankenverein eine Krankenstube an der Aarbergergasse 26 (heute 36). Dies war ein Meilenstein: Neben die gelegentliche trat nun die ständige Präsenz am Krankenbett, neben die Hausbesuche die unentgeltliche Aufnahme von Schwerkranken in eigenen Räumlichkeiten. Schon nach einem Jahr reichten die vorhandenen Pflegeplätze nicht mehr aus. Im Sommer 1846 wurde eine grössere Wohnung an der Brunngasse bezogen, und im Mai 1849 erfolgte die Übersiedlung in den Neubau Nydegglaube.
Ausbildung von Diakonissen
Bereits 1845 hatte Sophie von Wurstemberger damit begonnen, Diakonissen auszubilden. Wesentliche Anstösse zur Gründung eines diakonischen Werkes hatte sie auf einer Reise nach England durch Elizabeth Fry, welche das Gefangenenwesen reformierte, und durch Pfarrer Theodor Fliedner in Kaiserswerth (D), der die Mutterhausdiakonie ins Leben rief, erhalten. Fliedner hatte angefangen, junge unverheiratete Frauen auf der Grundlage des Glaubens in pflegerischer und pädagogischer Arbeit auszubilden. Das Leben von unverheirateten Frauen im bürgerlichen Elternhaus gestaltete sich oft sehr eintönig, da sie keinen Beruf erlernen konnten. Pfarrer Fliedner kleidete die Diakonissen, wie er sie nannte, in eine Tracht. Er brachte sie im wahrsten Sinne des Wortes «unter die Haube». So sahen sie verheirateten Bürgersfrauen ähnlich und waren somit gesellschaftlich anerkannt. Angetan von der Idee Fliedners, drängte es Sophie von Wurstemberger, auch in Bern Diakonissen auszubilden. In den ersten zehn Jahren folgten sieben junge Frauen dem Ruf als Diakonisse.
Das Diakoniewerk blüht auf
1855 heiratete Sophie von Wurstemberger den Geschäftsmann Friedrich Dändliker. Die beiden führten fortan gemeinsam das von Sophie initiierte Werk, das u.a. dank des unternehmerischen Geschicks Dändlikers aufblühte. Der Begriff der «Dändliker-Schwestern» bekam bald in der ganzen Schweiz und auch im Ausland eine Bedeutung. In den Folgejahren erwarb das Diakonissenhaus verschiedene Liegenschaften, weitete sein Tun aus und erhielt 1875 die Rechtsform einer Stiftung.
Im Jahr 1878 starb Sophie von Wurstemberger an einer Lungenentzündung. Ihre Nachfolge trat ihre Freundin Jenny Schnell an, die zwei Jahre später auch Friedrich Dändliker heiratete.
Errichtung Salem-Spital
Längst waren die Vorurteile gegen die «Betschwestern» verschwunden und die Nachfrage nach den Berner Diakonissen wurde immer grösser. Um der Nachfrage und den neuen Anforderungen an die Schwesternausbildung zu genügen, planten Dändliker und seine Freunde die Errichtung eines modern eingerichteten Spitals. So kam es 1888 zur Einweihung des Salem-Spitals. Zwölf Jahre später starb Friedrich Dändliker und Jenny Dändliker-Schnell übernahm gemeinsam mit einem Komitee die Leitung des Diakonissenhauses. Als schliesslich 1916 auch Jenny Dändliker-Schnell starb, geriet das Werk in eine Krise, in der überlegt wurde, ob die Stiftung aufgelöst und die Schwestern entlassen werden sollten.
Entwicklung nach 1922
Die Krise konnte überwunden werden und es kam 1922 zur Einsetzung von Sr. Auguste Oehler als erster Oberin des Diakonissenhauses. In den folgenden Jahren erlebte das Werk eine weitere Blütezeit, u.a. wurde 1933 die Schule für Allgemeine Krankenpflege des Diakonissenhauses durch das Schweizerische Rote Kreuz anerkannt. Infolgedessen wurden vermehrt auch Krankenschwestern ausgebildet, die nicht als Diakonissen ins Haus eintraten. 1934 erreichte das Werk seine grösste Ausdehnung: 1058 Diakonissen arbeiteten in 164 Stationen. In den Kriegsjahren 1939–1945 leisteten viele Schwestern Aktivdienst in den Militärsanitäts-Anstalten.
Meilensteine in der jüngeren Geschichte
- 1994 konnte das Diakonissenhaus seine Tätigkeiten ausweiten und gründete das Berner Stellennetz (heute Diaconis Arbeitsintegration).
- 1995 folgte die Eröffnung einer Station für Palliative Therapie (heute Palliative Care).
- 1998 konnte die Villa Sarepta als Seniorenresidenz in Betrieb genommen werden.
- 2002 verkaufte das Diakonissenhaus das Salem-Spital an die Hirslanden-Gruppe.
- 2007 wurde die Berufsschule für Pflege Am Altenberg an das Berner Bildungszentrum Pflege übergeben.
- 2011 erfolgte eine Neupositionierung und die Wahl des neuen Namens Diaconis.
- 2014 feierte das Berner Stellennetz sein 20-jähriges Jubiläum.
- 2020 konnte die Palliative Care auf ihr 25-jähriges Bestehen zurückblicken.
- 2019 feierte Diaconis den 175. Geburtstag mit zahlreichen Jubiläumsveranstaltungen und -aktivitäten.
Diakonissenportraits anlässlich des 175-jährigen Jubiläums
Berner Diakonissen
Seit der Gründung hat die Schwesterngemeinschaft das Diakoniewerk wesentlich mitgestaltet und mitgetragen – zu den besten Zeiten mit 1058 Diakonissen. Heute befinden sich alle Schwestern im Ruhestand. Sie leben auf dem Gelände von Diaconis in verschiedenen Wohngemeinschaften. Soweit dies ihre Kräfte erlauben, übernehmen sie freiwillig verschiedenste Aufgaben innerhalb von Diaconis.